„Dass diese sich auf die Bestattungsriten bezogen, an die Aristoteles Erinnerung bewahrte, hatte Lamarmora bereits gedacht. Und die Meinungen, die heute im Bereich der Archäologie vorherrschen, tendieren zur gleichen Schlussfolgerung. Die Beziehungen, insbesondere die topografischen, in denen sich die ‚Tomben der Riesen‘ in Bezug auf die nuraghi befinden, zeigen eine Verbindung zwischen den beiden Monumentarten, die so intim ist, dass man in der ‚Tomb der Riesen‘ die kollektive Bestattung jenes Stammes sieht, der den nuraghe als Zentrum seines Wohnens und seiner Verteidigung hatte. Somit kann man tatsächlich sagen, dass die ‚Tomb der Riesen‘ ein Familiengrab ist. Es war daher das Grab der Vorfahren und Helden, eine weltliche Aufbewahrung der Knochen, eine heilige Stätte der Geister, die wie schützende Dämonen über den Stamm schweben, und in ihrem Sinne ihre Macht als Befreier und Heiler der Besessenen ausüben. Der weite Halbkreis, der als Vestibül der eigentlichen Grabstätte vorangeht und ein typisches Element jeder ‚Tomb der Riesen‘ ist, war sicherlich der Ort, an dem sich die Gläubigen trauernd versammelten und wo verschiedene rituelle Zeremonien stattfanden, einschließlich der der Inkubation. Wahrscheinlich spiegeln die ‚Riesen‘ der Volkslegende noch ein wenig den Ruhm der uralten ‚Helden‘ wider. Und eine weitere Persistenz der alten religiösen Frömmigkeit gegenüber den Toten kann man vielleicht im Gebrauch des Trauergesangs finden, der noch heute um den Sarg gesungen wird, zum Beispiel in der Stadt Nuoro.“
(Raffaele Pettazzoni: „Primitive Religion in Sardinien“ -1912- in der Neuauflage von 1993 bei Delfino Editore)
Die Fotos der Tombe di Giganti von: Mura Cuada in Paulilatino, S’Ena ‘e Thomes in Dorgali, Aiodda in Nurallao, S’Arena Fennau in Urzulei, San Cosimo in Gonnosfanadiga und Osono in Triei, sind jeweils von: Giovanni Sotgiu, Romano Stangherlin, Alessandro Pilia, Cinzia Olias, Lucia Corda und Francesca Cossu.